Bau mir ein Schloss aus Schnürsenkeln
Bildassoziationsspiele gibt es mehr als Bildassoziationsspiel Buchstaben hat. Pictures reiht sich in die Reihe von DixIt, Detective Club und Co ein – schafft es aber gleichzeitig, angenehm anders zu sein. Die Regeln sind in drei Sätzen erklärt: Nimm dein Material und mach etwas daraus, um die anderen auf eines der 16 zufällig gezogenen Bilder in der Mitte hinzuweisen. Du bekommst Punkte, wenn du richtig rätst oder richtig erraten wirst. Wir spielen so lange, bis du alle Materialien einmal hattest. Und genau diese Materialien sind es, die Pictures so interessant machen. Auf den ersten Blick sieht es aus wie Bastelmaterial für Grundschulen. Auf den zweiten Blick ist es doch viel herausfordernder, mit ein paar Steinen und Stöcken eine Schlange im Gras zu bauen oder mit Schnürsenkeln ein Fahrrad im Schnee.
Plötzlich von einem Brettspiel in Kreativität und Phantasie herausgefordert zu werden, ist eine angenehm überraschendes Erlebnis. Eines muss man aber auf jeden Fall sagen: Die Fotos sehen extrem retro aus und wirken ziemlich willkürlich ausgewählt. Und wir sprechen hier nicht von dem guten Retro, das inzwischen wieder charmant und in ist, sondern von dem Retro, das aus der Zeit gefallen ist und heutigen ästhetischen Ansprüchen nicht mehr genügt. Aber wer sich darüber ärgert, der muss sich vielleicht auch mal hinsetzen und für seine eigene Version des Spiels Fotos raussuchen. Was man den Fotos jedoch zu Gute halten muss: sie erhöhen die Barrierefreiheit ungemein, da weder Sprache noch Vorbildung benötigt werden, um sie zu erkennen. In Kreisen der Brettspielenthusiasten wird häufig die mangelnde Innovationskraft des Spiels beklagt. Wir haben damit immerhin schon unzählige Leute an den Tisch geholt, die bisher „nie Freude an Brettspielen“ hatten. Also scheint es doch etwas Neues und Gutes zu haben.